20 Jahre Wüstenblume: Wieso ich an meine Vision glaube!

1997, genau vor 20 Jahren, sprach ich erstmals öffentlich über das grausame Verbrechen, das mir als Kind angetan wurde. 

Die Journalistin Laura Ziv vom Marie Claire Magazin in New York City wollte mich über meine Karriere interviewen. 

Darüber wie es geschafft hatte, vom armen somalischen Nomadenmädchen zum Supermodel auf die Titelseiten glamouröser Magazine wie VOGUE oder als internationale Markenbotschafterin für Parfums, wie für  Allure by CHANEL zu gelangen. 

Ich sollte den Marie Claire Leserinnen meine „Afrikanische Aschenputtel“ Geschichte erzählen.

Darüber, dass  es jeder Mensch  egal woher er kommt  und egal wie viele Hindernisse man überwinden muss, schaffen kann.

Doch es kam alles ganz anders.

Schon lange wusste ich, dass ich eines Tages über den dunkelsten Augenblick meines Lebens sprechen musste. 

Über jenen Tag, der mein Leben für immer verändert hat.
 
Den Tag an dem meine Genitalien von einer hässlichen alten Beschneiderin in der Wüste Somalias brutal verstümmelt wurden und sie meine Vagina danach zunähte, so dass ich später kaum urinieren konnte. 

Meine Mutter erklärte mir, dass dies im Namen Allahs und der Tradition unseres Volkes geschehen musste und dass alle Mädchen diese Tortur erleiden mussten. Obwohl viele dies nicht überlebten.
 
Ich musste darüber sprechen, dieses Verbrechen öffentlich machen, damit ich mit meiner eigenen grausamen Geschichte Millionen andere Mädchen retten konnte. Marie Claire veröffentlichte das Interview. Mein Leben veränderte sich von diesem Tag ein weiteres Mal. 

Ich war plötzlich begehrter Gast in Talkshows, gab hunderte Interviews, sprach bei internationalen Konferenzen und wurde von der UN zur Sonderbotschafterin im Kampf gegen FGM ernannt.

Weibliche Genitalverstümmelung hatte nun ein Gesicht, eine tragische Geschichte und einen Namen. Meinen Namen. 

Sie können sich wahrscheinlich vorstellen, wie viel Überwindung es mich gekostet hat, über so viele Jahre, über meinen Albtraum und meine intimsten Gefühle öffentlich zu sprechen. Ich habe in diesen Jahren oft geweint, bin nächtelang wach gelegen und war von Zweifeln geplagt. 

Ich war jetzt nicht mehr nur das Supermodel mit dem schönen exotischen Gesicht, mit dem  makellosen Körper, das für eine Cartier Kampagne warb, sondern das Opfer einer brutalen Folte.

Ja, ich war voller Zweifel und Ängste, aber ich hatte eine Vision, die mich stark machte und zu meiner  Lebensaufgabe wurde. 

Kein Mädchen und keine Frau auf unserem Planeten  darf mehr Opfer von FGM werden. 

Meine Vision, diesen Mädchen und Frauen eine Stimme zu geben und dieses grauenvolle Verbrechen zu stoppen, trage ich stets in meinem Herzen und ich werde nicht aufhören, bis diese Folter ein Ende nimmt. 

Dafür begann ich 1997  zu kämpfen, dafür kämpfe ich heute und werde auch morgen weiterkämpfen. 

Dieser Kampf ist noch lange nicht gewonnen und es wird noch viele Anstrengungen vor allem in der Politik bedürfen, damit meine Vision einer Welt in der FGM nicht mehr existiert, Wirklichkeit wird.

Bitte unterstützen Sie meine Mission und die wichtige Arbeit der Desert Flower Foundation jetzt zu Weihnachten und am Ende dieses Jahres, damit wir 2018 wieder ein Stück näher kommen, unsere Welt von dieser Ungerechtigkeit gegenüber uns Mädchen und Frauen zu befreien. 

LOVE AND PEACE

Waris

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