Was ist FGM?

Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) ist ein destruktiver Eingriff, bei dem die weiblichen Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt oder verletzt werden. Dadurch soll die sexuelle Lust der Frau verhindert werden. Die Verstümmelung findet meist vor der Pubertät statt, häufig bei Mädchen zwischen vier und acht Jahren, inzwischen auch vermehrt bei Säuglingen, die erst wenige Tage, Wochen oder Monate alt sind.

Beschneidung Typ III

Beschneidung Typ III

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Klitoris und die Schamlippen werden ohne Betäubung herausgeschnitten. Hierzu werden die unterschiedlichsten scharfen Gegenstände verwendet, wie Messer, Scheren, Rasierklingen – meist nicht desinfiziert.

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Danach werden die Schamlippenstümpfe zusammengenäht.

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Es bleibt ein streichholzgroßes Loch zum Urinieren. Und lebenslange seelische und körperliche Schmerzen.

Wer führt den Eingriff durch?

In der Regel sind es professionelle Beschneiderinnen, die den Eingriff vornehmen und sozial sehr angesehen sind. FGM wird aber auch von traditionellen Geburtshelferinnen oder Hebammen, seltener von Heilern, Barbieren oder in westlicher Medizin ausgebildeten Schwestern oder Ärzten durchgeführt. Der Eingriff erfolgt in der Regel ohne Betäubung und unter katastrophalen hygienischen Bedingungen.

Die Beschneidungsinstrumente

  • Rasierklinge

    Rasierklinge

  • Schere

    Schere

  • Messer

    Messer

  • Glasscherbe

    Glasscherbe

Wo Kommt FGM vor?

Weibliche Genitalverstümmelung kommt vor allem in Afrika vor, besonders in Nordost-, Ost- und Westafrika. Es gibt sie aber auch im Nahen Osten, in Südostasien – und unter Einwanderern in Europa, den USA, Kanada, Australien und in Neuseeland. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mindestens 200 Millionen Frauen weltweit davon betroffen. Jährlich werden drei Millionen weitere Mädchen Opfer der Verstümmelung. In Europa leben 1 Million verstümmelte oder von FGM bedrohte Mädchen und Frauen.

Betroffene Frauen weltweit (WHO)

Mio

1.000.000
verstümmelte Frauen

in Europa

Welche Formen von
FGM gibt es?

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es 4 Formen von FGM:

  • 0
    %
    Typ 1 + 2

    Typ 1 Ausschneiden der Klitoris-Vorhaut („Sunna-Beschneidung“) und der Klitoris oder von Teilen davon.

    Typ 2 Ausschneiden der Klitoris-Vorhaut, der Klitoris und der inneren Schamlippen oder von Teilen davon.

  • 0
    %
    Typ 3

    Typ 3 Ausschneiden von Teilen oder der gesamten äußeren Geschlechtsteile („Infibulation“, auch „pharaonische Beschneidung“ genannt).

    Anschließend werden die Stümpfe der äußeren Schamlippen zusammengenäht, so dass nur eine winzige Öffnung bleibt, damit Urin und Menstruationsblut ablaufen können.

    Vor Geschlechtsverkehr und Geburt muss die Narbe wieder geöffnet werden, was zusätzliche Schmerzen verursacht. Die Infibulation ist vor allem am Horn von Afrika und seinen Nachbargebieten verbreitet – so in Somalia, Djibouti und Eritrea, ebenso im Nord-Sudan und im südlichen Ägypten. Sie ist die schlimmste Form von FGM.

  • 0
    %
    Typ 4

    Typ 4 Jede andere Prozedur, bei der die weiblichen Geschlechtsteile verletzt oder beschnitten werden. Anstechen, Durchstechen, Einschneiden oder Dehnen der Klitoris oder der Schamlippen, auch Vernarben durch Brandwunden, Abschaben der Vaginalöffnung oder Einführen von ätzenden Substanzen oder Kräutern, um die Vagina zu verengen.

FGM in Europa:
Daten und Fakten

  • 700 000
    Frauen
    betrof-
    fen.

    mehr

    Bis zu 700 000 Mädchen und Frauen sind in der EU von FGM betroffen. Darunter: 140 000 in Großbritannien, 100 000 in Frankreich, 50 000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Opfer sind Migrantinnen, deren Familien diese Praktik im Zuge ihrer Einwanderung mit nach Europa brachten.

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  • Behör-
    den grei-
    fen
    nur
    selten
    ein

    mehr

    Zwar ist FGM in den meisten europäischen Staaten direkt oder indirekt verboten. Die Gesetze sind aber meist lückenhaft und werden nicht angewandt. Obwohl FGM sich in Europa ausbreitet, gibt es kaum Anzeigen und Strafverfahren.

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  • Regie-
    rungen

    ignorie-
    ren FGM

    mehr

    Die meisten europäischen Staaten leisten kaum Präventions- und Ermittlungsarbeit. Die Bemühungen spielen sich innerhalb der einzelnen Landesgrenzen ab – und sind sehr unterschiedlich. FGM wird noch nicht als europäisches Problem gesehen.

    zurück
  • Grosse Un-
    wissen-
    heit

    mehr

    Der Umgang mit den Opfern von Seiten des Gesundheitswesens und der Behörden ist meist unzureichend. Es herrscht eine große Unwissenheit zu diesem Thema.

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  • Ausbil-
    dungs-
    bestand-
    teil?

    mehr

    In kaum einem europäischen Staat ist FGM fester Bestandteil in der Ausbildung von Ärzten/innen, Hebammen und Sozialarbeitern/innen.

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  • FGM ist
    kein

    Asyl-
    grund

    mehr

    In keinem europäischen Staat ist eine drohende Genitalverstümmelung explizit als Asylgrund anerkannt.

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Welche Folgen hat FGM?

Weibliche Genitalverstümmelung hat gravierende gesundheitliche (physische und psychische!) Auswirkungen. Unmittelbar nach dem Eingriff kann es zu schweren Blutungen, Entzündungen, Tetanus, Blasenlähmung oder Blutvergiftung kommen – Folgen, die nicht selten tödlich enden. Auch HIV/AIDS kann über nicht gereinigte Instrumente übertragen werden.

Neben dem psychischen Trauma, das der Eingriff hinterlässt, und dem Verlust sexueller Empfindung, klagen die Opfer langfristig oft über Schmerzen beim Urinieren und während der Menstruation. Das Sitzen oder Gehen kann durch das Scheuern der Kleidung an den Narben oder auftretende Druckstellen zur Qual werden. Zysten, Abszesse, Infektionen der Blase und Inkontinenz können auftreten. Auch Unfruchtbarkeit gehört zu den möglichen Langzeitfolgen. Der Geschlechtsverkehr wird häufig als schmerzhaft empfunden.

Bei der Geburt eines Kindes kann es zu verstärkten Blutungen und Geweberissen kommen. Die Geburt kann länger dauern als üblich, Kaiserschnitte sind häufig.

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