Waris Dirie: "Mama, ich habe dir schon lange verziehen!"

Ihre Mutter hielt sie bei der brutalen Beschneidung fest, heute wird sie von ihr im Kampf gegen FGM unterstützt

Waris Dirie mit ihrer Mutter Faduma.

Waris Diries Gefühle spielen verrückt, ihre Gedanken kreisen. Schmerz, Leid, Erinnerung, aber vor allem diese Sehnsucht, vergessen zu können...

"Immer wieder werde ich gefragt, ob ich gegenüber meiner Mutter Hass empfinde, weil sie mir als Fünfjährige diese grausame Genitalbeschneidung angetan hat. Die Wahrheit ist, man erholt sich nie ganz von so einer schrecklichen Erfahrung. Aber Hass habe ich nie verspürt. Es war eher Wut. Wut auf meine Mutter, weil sie war es, die mich festhielt, als es damals geschah. Ich konnte ihre Argumente nicht verstehen und akzeptieren, dass diese schreckliche Folter an einem kleinen Mädchen, wie sie sagte, Allahs Wille sei. Wie kann ein guter Gott ein Mädchen so leiden lassen? Ich hatte lange und sehr heftige Diskussionen mit meiner Mutter. Sie wollte anfangs einfach nicht verstehen, dass weibliche Genitalverstümmelung ein Verbrechen an kleinen Mädchen ist. Sie erklärte mir, dass unsere Religion das verlangt, damit Frauen reine, treue und gute Ehefrauen bleiben können. Mama, verziehen habe ich dir schon vor langer Zeit. Verzeihen ist bekanntlich der stärkste Akt der Liebe. Und nur die Liebe vereint Menschen und bewegt sie dazu, Gutes füreinander zu tun. Ich bin stolz, dass du deine Meinung geändert hast und heute an meiner Seite gegen diese grausame Praxis kämpfst. Das ist einer meiner schönsten Erfolge. Dafür danke ich dir. Mama, ich habe dich sehr lieb."

Love & Peace,

Deine Waris

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