„Für Mama“

Aus „Wüstenblume“ von Waris Dirie

Kleine Waris mit ihrer Mutter vor der Beschneidung im Film "Wüstenblume"
Kleine Waris mit ihrer Mutter vor der Beschneidung im Film "Wüstenblume"

Auf dem Weg des Lebens – sei es in tobenden Stürmen, im wärmenden Sonnenschein oder mitten im Auge eines Zyklons – hängt es allein vom Willen ab, ob man überlebt oder nicht. Deshalb widme ich dieses Buch der Frau, auf deren Schultern ich mich stütze und deren Kraft nie versagt: meiner Mutter Fattuma Ahmed Aden.

   Sie zeigte vor ihren Kindern selbst angesichts größter Not noch unerschütterliche Zuversicht. Gerecht teilte sie ihre Liebe zwischen uns zwölf Geschwistern auf (allein das schon eine erstaunliche Leistung) und legte eine Weisheit an den Tag, die den klügsten Gelehrten beschämen würde.

   Wenngleich sie viele Opfer bringen mußte, beklagte sie sich fast nie. Und wir, ihre Kinder, wußten stets, daß sie vorbehaltlos gab, was sie hatte, wie wenig es auch sein mochte. Mehr als einmal mußte sie den Verlust eines Kindes beklagen, dennoch bewahrte sie sich die Kraft, für das Überleben der anderen weiterzukämpfen. Ihre Großzügigkeit und ihre innere wie äußere Schönheit sein einzigartig.

   Mama, ich liebe, schätze und achte dich. Und ich danke Allah, dem Allmächtigen, daß er mir dich zur Mutter gab. Möge es mir vergönnt sein, deinem Vorbild zu folgen und meinen Sohn mit der gleichen unerschöpflichen Liebe aufzuziehen wie du deine Kinder, darum bete ich.

„Oh, du bist das feine Tuch, in das der junge Herr sich hüllt,

Der kostbare Teppich, für den man Tausende zahlt,

Werde ich je eine finden, die so einzigartig ist wie du?

Ein Schirm kann zerbrechen, du jedoch bist stark wie geschmiedetes Eisen.

Oh, du bist wie Gold aus Nairobi, aufs feinste verziert,

Du bist die aufgehende Sonne, das erste Licht des Morgens,

Werde ich je eine finden, die so einzigartig ist wie du?“

Altes somalisches Gedicht

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