Ich habe in meinem Leben sehr viel durchgemacht. Als kleines Mädchen wäre ich an der Genitalverstümmelung fast verblutet. Auf meiner Flucht durch die Wüste war ich dem Tod näher als dem Leben. Aber ich habe überlebt, ich bin hier. Und warum? Weil ich trotz vieler weiterer Rückschläge nie meinen Lebensmut verloren habe. Man hat mir vieles genommen, selbst das Intimste, das man einer Frau nehmen kann, aber ich habe, obwohl der Schmerz unerträglich war und mich bis heute verfolgt, weiter an mich geglaubt. Aufgeben war für mich noch nie eine ernst zu nehmende Option.
Die Welt befindet sich momentan in sehr schwierigen Zeiten, die von uns allen höchste Aufmerksamkeit, Zusammenhalt, aber vor allem Solidarität verlangen. Das Wichtigste ist, hilfsbereit und freundlich zu bleiben, und nicht das Lächeln zu verlernen. Lächeln ist ansteckend, aber ungefährlich!
Auch wenn die getroffenen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus für jeden von uns einschneidend sind, bieten sie gleichzeitig eine Riesenchance für die Menschheit. Nützt die Zeit, um euch auf das Wesentliche im Leben zu erinnern. Drückt den Reset-Knopf. Wann, wenn nicht jetzt ist die Zeit der Entschleunigung gekommen. Nehmt die Zwangspause zur Selbstreflexion. Entdeckt die Welt neu. Erfindet euch neu. Und während wir im Leben zwei, drei Gänge zurückschalten, kann sich Natur und Klima erholen. Mutter Erde hatte ohnehin eine Pause dringend nötig. Weniger Flug- und Straßenverkehr bedeuten weniger CO₂-Ausstoß. Die aktuellen Einschränkungen bringen uns plötzlich den Klimazielen näher. Und wenn wir gemeinsam die Coronavirus-Krise überstanden haben, ist hoffentlich auch der selbstzerstörerischen Sorglosigkeit der letzten Jahrzehnte ein Ende gesetzt.
LOVE & PEACE,
Waris Dirie
